Hallo Aquarianer
hier hab ich einen Artikel, der 4/87 in der AT erschien...
Segeklärpflinge Poecilia ( Mollienesia ) velifera
Es ist, glaube ich, wieder einmal Zeit, einige Gedanken zu dem wohl schönsten Lebendgebärenden Kärpfling, dem Segelkärpfling, mitzuteilen.
Fast Jeder Aquarianer wird ihn schon einmal im Buch oder einer Zeitschrift gesehen, die herrliche Rückenflosse des Männchens bewundert und
insgeheim vielleicht sogar den Wunsch gehabt haben, diese Fische einmal selbst zu pflegen.
Beheimatet sind sie im mexikanischen Küstengebiet der Halbinsel Yukatan, vorwiegend in dessen Brackwasser der Flußmündungen, aber teilweise
auch recht weit im Meer. Ich möchte noch einmal aus dem Artikel von Horst Schnorrbusch Schilderungen von H. Randow zitieren:
"...in einem kleinen Boot ruderten wir bei prächtigem Sonnenschein und bei Windstille auf einem Lagunensee. Die Eingeborenen bezeichnen das
Wasser als noch lebendes Wasser. Sie meinen damit brackiges, nur leicht salziges Wasser, da der Lagunensee teilweise in der Regenzeit bei Hochwasser
Verbindung mit dem Meere hat. Während der Trockenzeit besteht keine Verbindung mit dem Meer, doch können Bäche und kleine Flüsse den Lagunensee
ganz ausgesüßt haben, vor allem, wo Flüsse münden und vollkommenes Frischwasser vorherscht.
Das Wasser war vollkommen durchsichtig und klar, so daß man bei etwa 2 m Tiefe jede Einzelheit des Seebodens ausmachen konnte. Große Taschenkrebse
stolzierten auf dem Seeboden umher. Wasserpflanzen wachsen in dem Wasser keine, dafür aber schwammen riesige Algenpolster wie dicke flockige, grüne
Wolkenballen umher, an denen fingerlange Fische herumzupften und fraßen. Einige dieser Fische hatten eine auffallend große Rückenflosse, die auf ihrem
Rücken wie breite Fahnen im Winde wehten. Die Fischleiber glitzerten wie mit Brillianten übersät, und die Rückenflosse spiegelte in allen Regenbogenfarben.
Wir hatten keine Mühe, einige dieser Fische zu fangen.Es waren: Mollienesia velifera. Einige Weibchen hatten eine Länge von 18 cm. Die größten
Männchen eine Länge von 15 cm und eine Rückenflosse von 4 cm Höhe. Die Wassertemperatur betrug 28 Grad..." .
Im Mai 1985 erwarb ich in einer Berliner Zoohandlung ein Paar Poecilia ( Molleinesia ) velifera. Auf meine Frage, warum sie so relativ teuer seien,
bekam ich zur Antwort, daß es über 2 Jahre dauere, bis die Männchen ihre Rückenflosse voll entwickelt haben. Trotzdem schreckte ich aber nicht vor
dem Preis und der etwas komplizierten Pflege dieser schönen Lebendgebärenden vom Kauf zurück.
Zunächst kamen sie in ein 120-Liter-Becken. Die Temperatur wurde im Bereich von 26 bis 30 Grad Celsius gehalten, da sich die Fische bei diesen Temperaturen
am wohlsten fühlen. Aquarien mit Segelkärpflingen gut abdecken, da sie sehr leicht herausspringen!
Ebenfalls sollte viel Wert auf sauberes kristallklares und vor allem sauerstoffreiches Wasser gelegt werden. Bereits im gleichen Monat konnte ich schon den
ersten Nachwuchs verzeichnen. Es waren gut 80 Jungfische mit einer Größe von etwa 7 mm. Die Jungfische wurden herausgefangen, da sie sonst Opfer Ihrer
Eltern werden. Nach etwa 4 bis 5 Wochen stellte sich auch schon der zweite Nachwuchs ein. Wiederum etwa 60 bis 80 Jungfische, die ebenfalls herausgefangen
und umgesetzt wurden.
Als ich das Paar erworben hatte, war das Weibchen etwa 4,5 cm lang, das Männchen etwa 5 cm. Die Höhe der Rückenflosse betrug knapp 1,5 cm.
Das Weibchen erreichte bei mir in einem 350-Liter-Becken eine Größe von etwa 6 cm, das Männchen etwa 7,5 cm mit einer Rückenflosse von gut 2 cm.
Jedoch wurden darin auch noch einige Labyrinthfische und einige Zwergbuntbarsche gehalten.
Da das Aquarium undicht wurde, mußten die Segelkärpflinge wiederum umgesetzt werden, wodurch später das Weibchen leider verstarb.
Die Jungfische, die bei mir sehr unregelmäßig wachsen, haben im Alter von 10 Monaten eine recht unterschiedliche Größe zwischen 2 und 5 cm der Männchen,
die bereits eine Rückenflosse von knapp 1,5 cm Höhe aufweisen.
Leider hatte ich anfangs bei den Jungfischen mir unerklärliche Verluste. Bei einer Größe von 1,0 bis 1,5 cm hatte ich gelegendlich schwarze Mückenlarven
gefüttert, leider kam ich erst später dahinter, daß die Mückenlarven für die kleinen Fische zu groß waren und daher einige an dem zu großen Futter erstickt waren.
Als Futter wäre insgesamt zu nennen: Rädertierchen, Zyklops, Wasserflöhe und weiße Mückenlarven (als Frost- oder Lebendfutter), weiterhin Enchyträen, gut
gespülte Haferflocken, gekochte Nudeln ( zerkleinert ), frischer und getrockneter Kopfsalat,verschiedene Algen wie auch jegliche Art käuflicher
Trockenfutter. Für die Wintermonate unentbehrlich ist abgekochter Spinat ( nach dem Abkochen eingefrostet ).
Mit zunehmender Größe der Jungfische verlor ich in unregelmäßigen Abständen immer wieder einige Fische, was mir völlig unerklärlich schien.
Die Augen der Fische waren blutunterlaufen und teilweise fast 3 mm hervorgetreten.
Bei einigen Fischen war auch festzustellen, daß die Orientierung völlig verlorengegangen war. Sie zeigten ein völlig abnormes Schwimmverhalten.
Im Februar 1986 wußte ich dann keinen Ausweg mehr, fing drei bereits geschädigte Fische heraus und fuhr mit ihnen nach Berlin zur " Zoologica ",
um mir dort Rat zu holen. Dort gab man mir den Rat auf Tubifex zu verzichten, um bakterielle Infektionen zu vermeiden.
Um erfolgreicher als bisher diese schönen Tiere vermehren zu können, würde ich gern mit anderen Aquarianern über Segelkärpflinge, Breitflossenkärpflinge
und Spitzmaulkärpflinge Erfahrungen austauschen und mich über jede Zuschrift freuen.
Thomas Bähr
Literatur:1.Frank, S.(1980):Bunte Welt der Aquarienfische. Artia-Verlag.Prag
2.Frey, H.(1969)Das Aquarium von A-Z.Neumann-Verlag
3.Schnorrbusch, H.(1962) Meine Erfahrung mit dem Segelkärpfling.AT,S.274
Nachtrag: inzwischen halte ich diese Tiere nicht mehr.